Notfall
Terminanfrage
Schwangerschaft & Geburt
Lageplan
Ansprechpersonen
Lob & Kritik

Fortschritte in der Systemtherapie der Krebserkrankungen des Bauchraumes

Gesundheitstipp von Dr. Thorsten Wenzel, Leitender Oberarzt in der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin

Verschiedene Formen der Immuntherapie, interdisziplinäre Konzepte und zielgerichtete Therapien verbessern die Prognose auch in frühen Erkrankungsstadien. Die exakte Diagnostik im Vorfeld ist eine Voraussetzung für den Therapieerfolg. Schon lange gibt es beispielsweise in der Therapie des Brustkrebses oder des Lungenkrebses Möglichkeiten der zielgerichteten Therapie oder der Therapie mit sogenannten Checkpoint-Hemmern (Immuntherapie), die zu einer Reaktivierung von T-Zellen als Teil des Immunsystems gegen die Krebserkrankung führt. Aber auch in der systemischen Behandlung von bösartigen Erkrankungen des Bauchraumes gab es in den vergangenen Jahren erfreuliche Entwicklungen, die zu einer Prognoseverbesserungen für unsere Patientinnen und Patienten geführt haben.

Bei Magenkarzinomen und Übergangskarzinomen zwischen Speiseröhre und Magen können nach vorheriger Untersuchung durch Spezialisten für Pathologie in vielen Fällen Antikörper (Eiweißmoleküle) zusätzlich zur klassischen Chemotherapie verabreicht werden (z.B. Trastuzumab oder auch Checkpoint-Hemmer). Zum einen sind hier neue Medikamente gegen neue Zielstrukturen auf dem Weg in den klinischen Alltag, zum anderen gibt es Studienergebnisse, die zeigen, dass beispielsweise Immuntherapeutika vor und nach einer Operation in den frühen Erkrankungsstadien prognostisch günstig sein können.

In der Therapie des Bauchspeicheldrüsenkrebses spielt die Checkpointblockade bis auf Einzelfälle keine relevante Rolle, weil die Tumorzellen in diesem Fall „wenig auffällig“ für das Immunsystem sind und weil aufgrund der Gewebestruktur des Pankreaskarzinoms die T-Zellen die Tumorzelle nur schwer erreichen können. Dennoch gibt es auch hier die Möglichkeit, bei gewissen genetischen Veränderungen (Mutationen) mit Tabletten zielgerichtet zu behandeln. Gegenstand mehrerer Studien ist unter anderem die Frage nach der Reihenfolge von Operation, Chemotherapie und teils auch einer Bestrahlungsbehandlung.

Im Gegensatz zum Bauchspeicheldrüsenkrebs ist die Therapie mit Checkpoint-Hemmern in der Erstlinientherapie von Krebserkrankungen der Gallenwege in Kombination mit einer klassischen Chemotherapie seit wenigen Jahren etabliert. Weiterhin ist es auch hier Standard seit Jahren, das Tumorgewebe auf Mutationen zu untersuchen, da es hier bereits zugelassene Substanzen für einzelne genetische Veränderungen gibt.

Gegen die Gefäßneubildung gerichtete Antikörper und auch die Checkpointblockade sind erfolgreich eingesetzte Strategien in der Therapie des Leberzellkrebses. Diese Substanzen werden teils in Kombination verabreicht. Vielversprechende Studiendaten gibt es auch schon für den Einsatz dieser Substanzen nach einer erfolgten Operation des Leberzellkrebses.

In der Therapie des Dickdarmkrebses (Kolonkarzinom) werden bereits seit fast zwei Jahrzehnten Antikörper gegen Eiweißmoleküle auf der Oberfläche der Tumorzellen eingesetzt oder gegen Moleküle, die für die Gefäßneubildung bzw. die Blutversorgung der Krebszellen verantwortlich sind. Für eine relativ kleine Gruppe stellt auch hier die Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren eine höchst effektive Therapieform dar. Wenn gewisse Voraussetzungen auf feingeweblicher Ebene vorliegen, kann diese Form der Immuntherapie sogar zu einem vollständigen Verschwinden der Tumorzellen führen.

Zentrales Entscheidungsgremium für die oben genannten Therapien sind interdisziplinären Tumorkonferenzen, in welchen diagnostische und therapeutische Schritte abgestimmt werden. Am zertifizierten Onkologischen Zentrum des Klinikums Darmstadt finden täglich solche Konferenzen statt.